Die Broschüre zur Verleihung als Download (1MB)
Carlo-Schmid-Stiftung würdigt Verdienste des ehemaligen Bundesaußenministers für Vereinigung Europas
Der mit 5000 Euro dotierte Carlo-Schmid-Preis ging in diesem Jahr an Hans-Dietrich Genscher. Mit dieser Auszeichnung ehrte die Carlo-Schmid-Stiftung den Einsatz des langjährigen Bundesaußenministers für die Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas.
Alle zwei Jahre ehrt die in Baden-Württemberg ansässige Stiftung Personen und Organisationen, die in der liberal-humanistischen Tradition Carlo Schmids (1896 bis 1979) stehen. Der Preis erinnert dabei an den in Tübingen aufgewachsenen SPD-Politiker und renommierten Staatsrechtler. Carlo Schmid war Präsident von Südwürttemberg-Hohenzollern, später Bundesminister sowie Vizepräsident des Deutschen Bundestages sowie einer der Väter des Grundgesetzes. „Die Entscheidung zur Preisverleihung an Hans-Dietrich Genscher fiel einstimmig“, so der Stiftungsvorsitzende Siegmar Mosdorf und ehemaliger Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.
In seiner Laudatio vor rund 200 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wies der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann auf eine hervorstechende Gemeinsamkeit zwischen dem Preisträger und dem Namensgeber hin. „Beide waren Wiedervereinigungspolitiker von Anfang an. Gemeinsam war ihnen eine Vision des geeinten Deutschlands im europäischen Staatenbund, gemeinsam auch verfolgten sie eine Politik nicht des deutschen Sonderwegs, sondern nüchterner Interessenwahrung gegenüber den Siegermächten.“ Zu Genscher Verdiensten gehöre vor allem sein erfolgreicher Einsatz für die Europäische Union, den Maastricht-Vertrag, die NATO oder den Warschauer Vertrag.
In seiner Dankesrede forderte der ehemalige Außenminister Europa und die Atommächte auf, sich stärker in der nuklearen Abrüstung zu engagieren. „Wir müssen die Abrüstung wieder ganz oben auf die internationale Tagesordnung setzen“, sagte Genscher unter starkem Beifall der Festgäste. Von der Abrüstung als integralem Bestandteil der NATO-Sicherheitspolitik sei heute kaum mehr etwas spürbar.
Der 81jährige betonte ausdrücklich die Bedeutung eines vereinten Europas und rief zu gegenseitiger Toleranz auf: „Vorkrieg beginnt mit den Vorurteilen gegenüber anderen Meinungen, Religionen, Kulturen, in der Überheblichkeit und dem Vormachtsanspruch.“ Genau dies sei auch die Botschaft Carlo Schmids an die Deutschen gewesen „und das ist es, was mich so dankbar macht, einen Preis entgegennehmen zu dürfen, der den Namen dieses großen europäischen Deutschen trägt“. Hans-Dietrich-Genscher war von 1969 bis 1974 Bundesinnenminister und von 1974 bis 1992 fast ununterbrochen Vizekanzler und Außenminister.
Die baden-württembergische SPD-Landesvorsitzende Ute Vogt übereichte dem FDP-Politiker als Vorsitzende des Stiftungskuratoriums eine Bronzestatur des Berliner Künstlers Hans Scheib, die in Anlehnung an Hölderlins „Hyperion“ einen Schritt nach vorne macht und damit „den Fortschritt symbolisiert“. Der Preis wurde zum zehnten Mal vergeben. Zu den Preisträgern gehören unter anderem auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt sowie der frühere Präsident der EU-Kommission Jacques Delors.
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Festliche Verleihung des Carlo-Schmid-Preises im Juni im Mannheimer Schloss.
(v.l.n.r., Siegmar Mosdorf, Vorsitzender der Carlo-Schmid-Stiftung, Preisträger Hans-Dietrich Genscher, Außenminister a.D., Ute Vogt, Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung und SPD-Landesvorsitzende, Laudator Michael Naumann, Staatsminister a.D.) Bilder: Tröster