Die nächste Verleihung des Carlo-Schmid-Preises ist für Herbst 2022 geplant.
Siegmar Mosdorf übergibt Staffelstab an Dr. Peter Kurz
An der Spitze der Carlo Schmid-Stiftung kommt es zu einem Personalwechsel. Der Gründer und langjährige Vorsitzende der Carlo Schmid-Stiftung, der Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär a.D. Siegmar Mosdorf, hört nach 35 Jahren auf.
Auf Vorschlag von Siegmar Mosdorf und dem Landes- und Fraktionsvorsitzenden der baden-württembergischen SPD Andreas Stoch hat der SPD-Landesvorstand den Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zum neuen Vorsitzenden der Stiftung bestimmt. Siegmar Mosdorf wurde zusammen mit Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley in das Kuratorium der Stiftung berufen.
Die Stiftung erinnert an das Lebenswerk des angesehenen Nachkriegs-Sozialdemokraten Carlo Schmid, der von 1949 bis 1972 den Wahlkreis Mannheim im Bundestag vertreten hat. Der Staats- und Völkerrechtler hatte Professuren an den Universitäten Tübingen und Frankfurt, war nach dem zweiten Weltkrieg Staatspräsident von Südwürttemberg-Hohenzollern, später Bundesminister und Vize-Präsident des Deutschen Bundestages. Er ist mit einem deutschem Vater und einer französischen Mutter in Südfrankreich aufgewachsen. Deshalb hat sich der engagierte Europäer immer für die deutsch-französischen Beziehungen eingesetzt.
Die Stiftung verleiht regelmäßig den Carlo Schmid-Preis, zuletzt an den französischen Premierminister und späteren Außenminister Jean Marc Ayrault und an Bundespräsident a.D. Joachim Gauck. Die Preise gingen aber auch schon an deutsch-französische Institutionen wie den Fernsehsender ARTE und das Deutsch-Französische Jugendwerk.
„Die Übernahme des Stiftungsvorsitzes ist eine große Ehre“, erklärte OB Kurz. „Das Wirken von Carlo Schmid, den ich sehr verehre, ist von besonderer Aktualität – sowohl mit Blick auf die Verteidigung der Demokratie und das grundsätzliche Verständnis des demokratischen Rechtsstaats als auch mit Blick auf Europa, das dringend des Ausbaus und der Fortentwicklung im Geiste Carlo Schmids bedarf.“
Der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch dankte Siegmar Mosdorf für sein jahrzehntelanges Engagement für die Stiftung. „Es ist maßgeblich ihm zu verdanken, dass das Wirken und die Bedeutung Carlo Schmids bis heute lebendig geblieben sind. Ich bin sicher, dass wir mit Peter Kurz als neuem Vorsitzenden der Stiftung diese große Tradition fortsetzen können“, so Stoch, der in seiner Funktion Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist. „Carlo Schmid war einer der bedeutendsten Politiker der Nachkriegszeit, der die deutsch-französische Freundschaft, unser Grundgesetz und die Entwicklung der Sozialdemokratie entscheidend geprägt hat. Dieses Vermächtnis werden wir auch in Zukunft gemeinsam bewahren.“
Carlo-Schmid-Preis 2018 an Joachim Gauck
Joachim Gauck hat heute im Mannheimer Schloss den diesjährigen Carlo-Schmid-Preis erhalten. Der Vorsitzende der gleichnamigen Stiftung, Siegmar Mosdorf, würdigte den ehemaligen Bundespräsidenten, der mit seiner Biografie und seiner Leistung als oberster Repräsentant Deutschlands für einen dialogorientierten Diskurs mit klaren Standpunkten, aber auch für Offenheit gegenüber anderen Meinungen stehe.
„Joachim Gauck versteht Politik als geistige Aufgabe. Er ist ein Brückenbauer zwischen Ost und West – in Deutschland und Europa“, so der Parlamentarische Staatssekretär a.D. Mosdorf in der Feierstunde vor über 250 Gästen. „Freiheit, Mitmenschlichkeit und Vergegenwärtigung der Geschichte sind Themen Ihres Lebens, die auch Ihre Prägung der öffentlichen Ämter bestimmt haben“, bemerkte Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz gegenüber Gauck in seinem Grußwort. SPD-Landeschefin Leni Breymaier war bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin gebunden und konnte daher in Mannheim nicht dabei sein.
Nida-Rümelin: „Ein Glücksfall als Bundespräsident“
In seiner Laudatio auf den Preisträger betonte Julian Nida-Rümelin, Gauck habe in unterschiedlichen Rollen dazu beigetragen, dass Deutschland gelernt habe, mit seiner Vergangenheit verantwortungsvoll umzugehen. „Er ist ein durch und durch politischer Geist, der die Demokratie stärken will. Er hat es geschafft, einen existenziellen Ton in die politischen Debatten zurückzubringen und mit einem Schuss Pragmatismus zu verbinden“, so der einstige Staatsminister. „Es ist ein Glücksfall, dass er zum Bundespräsidenten gewählt wurde.“
Gauck: „Wir sind das Land des Demokratiewunders“
Gauck selbst nahm den Preis mit Freude und Dankbarkeit entgegen. In seinen Gedanken über den Zustand der Demokratie betonte der ehemalige Bundespräsident, dass Freiheit und Liberalität von vielen Seiten infrage gestellt würden – weltweit, in Europa und in Deutschland. „Es gilt, nicht den Populisten hinterher zu laufen, sondern eine Beheimatungsstrategie zu entwickeln, die zur politischen Moderne passt. Dazu braucht es Mut zu Toleranz, Offenheit und Deutlichkeit“, so Gauck. „Wir sind nicht nur das Land des Wirtschaftswunders, sondern auch des Demokratiewunders. Und wenn wir das nicht glauben können, dann: Gute Nacht, Marie!“
Die Carlo-Schmid-Stiftung verleiht den Preis regelmäßig, um an das Lebenswerk des Sozialdemokraten zu erinnern. Carlo Schmid war einer der bedeutendsten Politiker der Nachkriegszeit. Er ist im südfranzösischen Perpignan geboren und in Tübingen aufgewachsen. Er war Staats- und Völkerrechtler, zunächst an der Universität Tübingen und dann in Frankfurt. Seine politische Laufbahn begann er als Justizminister und Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern. Er hat maßgeblich an der Entwicklung und Formulierung des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat auf Herrenchiemsee mitgewirkt und ist damit der Vater des Grundgesetzes. Später war er Bundesminister und Vize-Präsident des Deutschen Bundestags. Sein Fachgebiet war immer die Außenpolitik. Besonders hat sich Carlo Schmid für die deutsch-französischen Beziehungen eingesetzt.
Den Preis haben in den letzten 30 Jahren unter anderem Helmut Schmidt, Jaques Delors, Hans-Dietrich Genscher, Jean-Marc Ayrault, der Fernsehsender ARTE und das Deutsch-Französische Jugendwerk erhalten.